Am 11.06.2021 kamen bei einer digitalen Veranstaltung rund 20 Engagierte und Interessierte aus dem Bereich (Urbanes) Gärtnern sowie Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung zu einer Ideenwerkstatt für einen Aktionsplan Essbare Stadt Freiburg zusammen. Der Ernährungsrat Freiburg und Region war Veranstalter.

Zum Start der Veranstaltung gab es zwei spannende Impulsvorträge: Mildred Utku, Sprecherin des Ausschusses Essbare Stadt Köln, berichtete vom 3-jährigen Entstehungsprozess des Aktionsplans Essbare Stadt Köln. Im Anschluss stellte Herr Greiner vom Stadtplanungsamt Freiburg noch einmal die Ziele und Inhalte des Konzeptpapiers „Gärtnern in Freiburg“ dar.

Aus dem anschließenden Austausch in 3 Arbeitsgruppen zu den Themenfeldern „Urbanes Gärtnern“, „Urbane Landwirtschaft“ und „Umwelt- und Ernährungsbildung“ ging eine klare Vision der Teilnehmenden für die Essbare Stadt Freiburg in 10 Jahren hervor:

Die Stadtbewohner*innen haben wieder eine engere Beziehung zum Anbau von Lebensmitteln gefunden. Ernährungsbildung in Schulen mit entsprechenden Schulfächern und Schulgärten an jeder Schule, aber auch weiterführende öffentliche Bildungsangebote, wie z.B. gärtnerische Grundlagenworkshops, bilden die theoretische und praktische Basis. Darüber hinaus finden Bürger*innen diverse Möglichkeiten vor, um in der Stadt selbst Lebensmittel anzubauen. Sie finden sich in den urbanen Gemeinschafts- und Waldgärten eines jeden Quartiers zusammen. Mit Unterstützung der Stadt stehen jedem Quartier Erde, Mulch- und Kompostmaterial zur Verfügung. Auf Bestellung kommt auch ein Holzhäcksler vorbei. Auch private Grünflächen, wie z.B. Unternehmensgrundstücke, Dächer und Balkone, werden für den Anbau von Lebensmitteln genutzt. Pächter*innen von Kleingartenanlagen schaffen mit öffentlichen Themengärten, wie z.B. einem Bienengarten, einen Zugang zu Grün für alle. Die Stadt unterstützt diese Entwicklungen zusätzlich durch öffentliche Lebensinseln mit großer Biodiversität. Die Bürger*innen finden z.B. auf Spielplätzen aber auch Friedhöfen und ungenutzten Flächen alte Obstbaumsorten oder Wildkräuter, die sie pflücken und essen dürfen. Bereiche für Essbares Grün finden sich fest im Bebauungsplan integriert. Das Studierendenwerk unterstützt die Bewohner*innen der Wohnheime mit Flächen und Material beim Anbau ihrer eigenen Lebensmittel. Aber auch regenerative kommerzielle Landwirtschaft findet in und um die Stadt herum statt. Kleine Marktgärtnereien um die Stadt versorgen die Märkte mit ökologisch und regenerativ produziertem Obst und Gemüse (https://www.bio-net.at/fileadmin/bionet/documents/Bericht_Marktgaertner…).

Es wurde ebenfalls eine Vielzahl an Projekten und konkreten Ideen ausgetauscht. So können z.B. Bildungsprojekte wie ein Weltacker für Freiburg gestartet werden. Ein Netzwerk für Gartenpatenschaften oder eine Flächenbörse (ähnlich der Flächenplattform Brandenburg https://buendnisjungelandwirtschaft.org/blog/jetzt-online-flaechenplatt…) bieten Möglichkeiten, dem chronischen Flächenmangel der Stadt entgegenzutreten. Aber auch die Idee einer engeren Kooperation mit umliegenden Landwirt*innen über weitere Mietäcker (https://www.ackerhelden.de/) oder landwirtschaftliche Restflächen (https://www.tinyfarms.de/) wurde eingehend diskutiert. Im Bildungsbereich konnten bereits erste Netzwerke zu Garten- und Kräuterpädagog*innen entstehen. Für alle mit großen Projektideen hin zu einer Essbaren Stadt gab es noch einen Tipp: Ein konkret ausgearbeiteter Projektplan hilft sowohl politische Vertreter*innen zu Überzeugen als auch in der Stadtverwaltung gezielte Unterstützung zu finden.

Eine weitere klare Erkenntnis des Termins war es, dass allen Teilnehmenden eine vernetzende Stelle für ihre Fragen und Interessen fehlt. Dies entspricht der Forderung des zu Jahresbeginn vom Ernährungsrat Freiburg und Region veröffentlichten Positionspapiers, in dem über 20 zivilgesellschaftliche Akteure die Umsetzung des städtischen Konzepts „Gärtnern in Freiburg“ anhand konkrekter Maßnahmen fordern.

Im Projekt Essbare Stadt des Ernährungsrat Freiburg und Region steht nun die weitere Fördermittelakquise an, um die begonnene Vernetzung fortzuführen und weitere Schritte hin zu einem Aktionsplan Essbare Stadt zu nehmen. Zielrahmen für die Erstellung könnte der Beteiligungshaushalt 2023 sein.