Auf dem Weg zu einem deutsch-französischen Inkubator für junge Bäuerinnen und Bauern

Am 01. Juli 2024 fand die zweite Veranstaltung im Rahmen der Agrikulturwochen statt. Peter Volz von der Forschungsgesellschaft DIE AGRONAUTEN e.V. begrüßte die Teilnehmenden auch im Rahmen des Agrikultur-Teams im HOF für Ernährung und AgriKultur-Pop-Up in der Fabrik in Herdern.

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Im kurzen Videovortrag von Jean-Baptiste Cavalier (RENETA) wurde das Konzept von französichen Inkubatoren erklärt: In den 63 Inkubatoren lernen aktuell 400 Teilnehmende das Berufsfeld der Landwirtschaft in unterschiedlichsten Systemen im praktischen Betrieb kennen. Die persönliche Motivation, eigene Ideen und Fähigkeiten können in 1-3 Jahren geprüft bzw. vertieft werden. Nach Abschluss des Mentoringprogramms, welches auch den rechtlichen Rahmen mitdenkt, haben 74% der Teilnehmenden seit 2009 den Einstieg in die Landwirtschaft realisiert.
Das Format der landwirtschaftlichen Inkubatoren stellt somit ein bedeutsames Format dar, um dem stetigen Schwund landwirtschaftlicher (Familien-)Betriebe entgegenzuwirken.

Auch in Deutschland gibt es dazu bereits viel Interesse aus Forschungen und Praxis, berichtet Peter Volz. Schließlich kann ein Inkubator ein wertvolles Puzzleteil sein, um ein Ökosystem für ein proaktives Ernährungssystem zu schaffen. Die AGRONAUTEN begleiten dabei forschend einige neue Projekte. Erste Inkubator- Modellprojekte starten in Nord- und Ostdeutschland aber auch Freiburg wäre ein Kandidat für den Inkubator.
Ein weiterer Baustein in dem Umfeld, der kurz vorgestellt wird: Die Fachschule für Ökolandbau als Teil des Kompetenzzentrums Ökologischer Landbau Baden-Württemberg (KÖLBW, Emmendingen-Hochburg) richtet sich an junge Landwirt*innen mit Interesse am Ökologischen Landbau und bietet dazu ein 2-jähriges Qualifikationsprogramm. 80% sind Quereinsteiger*innen berichtete Josef Schimetschek. Genau wie Birgit Motteler vom Beratungsdienst Familie & Betrieb e.V. hat er Interesse, die Idee eines Inkubators für angehende Landwirte in Freiburg anzudenken.

Terre de Liens setzt sich seit 2003 in Frankreich dafür ein, dass Land nicht weiter zum Spekulationsobjekt wird.
Cécile Duchier erklärte, wie der Zugang der Landwirt*innen zu Land über die Stiftung gefördert wird, und Bürgerprojekte zur Wiederbelebung ländlicher Gebiete unterstützt werden. Erworbenes Land wird über langfristige Pachtverträge an Landwirt*innen vergeben. Dabei geht es immer um eine nachhaltige ökologische Landnutzung und das Ziel, Land als Gemeinschaftsgut zu behandeln. Landwirtschaft soll eine höhere Wertschätzung erfahren und das Bewirtschaftungs- und Ernährungssystem zivilgesellschaftlich mitgetragen werden. Der Aufbau kooperativer Betriebsformen ist dabei ein Fokus. Terre de Liens setzt kommunalpolitisch, u.a. mit Beratungsangeboten an. Aktivitäten finden aber auch bis auf europäische Ebene statt – z.B. im starken Netzwerk ACESSTOLAND.

Spezifische regionale Anforderungen und Voraussetzungen, zusammen mit den bisher geknüpften Kontakten, zeigen für die Region Freiburg das Kooperationspotential eines deutsch-französischen Inkubators auf. In Punkto Innovation in der Landwirtschaft kann Baden viel vom Austausch mit Frankreich lernen. Neben Kontakten zu diversen Akteuren im Elsass gibt es auch Land in Grenznähe (Boofzheim), bei dem neue Projekte umgesetzt werden können. Jetzt geht es darum, die Akteure zusammen zu bringen.
Zu dem Aufbau eines möglichen Inkubator Projektes in Freiburg sagte Volz: „Wir sind noch am Beginn aber die Zeit ist günstig, um so etwas voranzubringen. Wir möchten Kommunen, Bauernverband, Bildungseinrichtungen, Agentur für Arbeit und andere Akteure einbinden. Wir wollen die finanzielle Nachhaltigkeit im Fokus haben, die Vorhaben sollen Hand und Fuß haben und das tun, was die Gesellschaft will – ökologische Ziele, regionale Erzeugung, Lebensmittelsicherung und Ernährungssouveränität, aktive Gestaltung der Landschaft.“

Die rege Frage- und Diskussionsrunde am Ende zeigte das intensive Interesse aller Beteiligten an einer nachhaltigen regionalen Agrar- und Ernährungskultur. Aber auch die Weite des Themenfeldes sowie großer Handlungsbedarf wird klar – wie z.B. die sensible Aufgabe der Ausgestaltung von Hofübergabeprozessen.

Weitere Informationen sind hier zu finden:

www.agronauten.net

terredeliens.org

www.accesstoland.eu

Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau Baden-Württemberg

 

Das Agrikulturfestival (19.-21. Juli 2024) bietet einen tollen Rahmen, um tiefer in das Themenfeld einzutauchen und mit Akteur*innen in Kontakt zu kommen.