Gemeinsam für eine zukunftsfähige regionale Logistik

Am 15. Juli kamen 21 engagierte Vertreterinnen und Vertreter aus Landwirtschaft, Verarbeitung, Logistik und Handel zu unserer zweiten „Region vernetzt“-Veranstaltung zusammen. Organisiert vom Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV) in Zusammenarbeit mit den Bio-Musterregionen Freiburg und Mittelbaden+ sowie nearbuy im Rahmen des Projekts KANNtine, lag der Schwerpunkt diesmal auf der regionalen Logistik und der Erfassung der Bedarfe der Region, um den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten zu fördern. Das Schulungszentrum drei100sechzig im Freiburger Industriegebiet Nord bot – mit seinem Blick auf die angrenzende Lagerhalle – den idealen Rahmen für einen intensiven, praxisnahen Austausch.

Bereits zu Beginn zeigte sich: Das Bedürfnis nach Vernetzung und direktem Dialog ist groß. In offener Atmosphäre nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit, bestehende Herausforderungen zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen.

Drei Impulse zum Auftakt

Der inhaltliche Einstieg erfolgte durch drei facettenreiche Impulsbeiträge, die das Thema Logistik aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchteten:
Karl Dischinger gab einen praxisnahen Einblick in sein Unternehmen, stellte die Geschichte und das breite Leistungsspektrum vor und machte dabei deutlich, welche Anforderungen und Potenziale die regionale Lebensmittel-Logistik mit sich bringt. Zudem stellte er das offene Angebot, gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten.

Marita Böhringer stellte das Projekt LogRegio der Hochschule Fulda vor, das sich auf die Entwicklung regionaler Wertschöpfungsketten konzentriert. Ein Schwerpunkt liegt auf dem digitalen Logistikmarktplatz, der derzeit gemeinsam mit der Online-Plattform nearbuy entsteht, sowie auf einem begleitenden Info-hub inklusive Transportkostenrechner. Zudem gab sie aufschlussreiche Einblicke in die rechtlichen Rahmenbedingungen – von der Güterverkehrslizenz bis hin zu Haftungsfragen –, die für die regionale Logistik relevant sind.

Ingo Dittrich von der Hochschule Offenburg präsentierte die Ergebnisse eines Studierendenprojekts, das sich mit der Konzeption und Organisation regionaler Logistik beschäftigt. Im Fokus standen dabei vor allem verschiedene Modelle für Sammelstellen landwirtschaftlicher Erzeugnisse, die wirtschaftliche Machbarkeit sowie die Temperaturführung der Waren. Die Studienarbeiten lieferten wertvolle Einblicke und Ansätze zur Optimierung dieser zentralen Bausteine regionaler Lieferketten.

Von der Theorie zur Praxis: Erfolgreiche Workshop-Phase

Im Anschluss wurden die Impulse in zwei Workshop-Runden aufgegriffen und intensiv diskutiert, ob und unter welchen Voraussetzungen sich eine professionelle Logistiklösung für die Bündelung regionaler Produkte wirklich lohnt. Dabei wurde deutlich, dass Logistikkosten in der Landwirtschaft oft nicht systematisch erfasst werden, wodurch häufig versteckte Aufwände – insbesondere Opportunitätskosten durch entgangene Produktions- aber auch Vertriebszeit – unberücksichtigt bleiben. Viele Landwirt*innen organisieren den Transport aus der Not heraus in Eigenregie, was zwar ineffizient und personalintensiv ist, aber zugleich wichtige Kundenkontakte und dadurch eine starke Bindung schafft.

Die Workshop-Teilnehmenden waren sich einig, dass eine erfolgreiche Logistiklösung insbesondere Entlastung für die Landwirtschaft sowie einen klaren Mehrwert für die Kundschaft bieten muss – zum Beispiel durch gebündelte Lieferungen und ein integriertes Leergutmanagement. Digitale Plattformen wie nearbuy eröffnen hier vielversprechende Möglichkeiten, indem sie Bestellungen und Abrechnungen zentral steuern. Damit solche Lösungen reibungslos funktionieren, sind klar definierte Prozesse zur Mengen- und Qualitätskoordination sowie eine zuverlässige Verantwortungsstruktur unerlässlich.

Nächste Schritte: Bedarfe erheben, Lösungen erproben

Zum Abschluss der Veranstaltung kamen alle Teilnehmenden noch einmal in großer Runde zusammen, um gemeinsam zu reflektieren: Wo wollen wir hin? Welche Schritte sind jetzt notwendig? Dabei zeichnete sich deutlich ab, dass die Interessen in zwei konkrete Richtungen gehen: Ein Teil der Gruppe wünscht sich einen Praxistest, um reale logistische Abläufe zu erproben und Erfahrungen in der Zusammenarbeit zu sammeln. Andere sehen den nächsten Schritt zunächst in einer strukturierten Bedarfserhebung, um die Voraussetzungen und Potenziale für eine regionale Logistik präzise zu erfassen.

Diese beiden Ansätze ergänzen sich und werden in aufeinanderfolgenden Schritten weiterverfolgt. Im nächsten Schritt werden gezielt Küchen in den Prozess eingebunden, um gemeinsam die konkreten Bedarfe zu ermitteln. Darauf aufbauend wird ein Praxistest mit den Partnern vorbereitet, die bereit sind, erste logistische Lösungen praxisnah zu erproben. Mit viel Engagement und Tatkraft freuen wir uns auf die weitere Zusammenarbeit und den kommenden Prozess!