Die Veranstaltungsreihe „Badisch Bullerbü? – Erleben Sie Landwirtschaft im Wandel“ zieht über die Erwartungen hinaus.

Auch Ende Januar trafen sich rund 20 Interessierte in St. Peter beim traditionsreichen Viehbetrieb „dem Schafhof“.

Passt hier Traditionell? Denn zehn junge Landwirt*innen und Agrarökolog*innen bewirtschaften den alten Schafhof nun gemeinsam – als Kommune. Die meisten gehen noch anderen Berufen nach. Alle sind am Betrieb beteiligt und die Einkommen werden in der gesamten Gemeinschaft geteilt. Ganz neu? Oder so wie es früher mal war? Dem konnte Ende Januar vor Ort und hinter den Kulissen auf den Grund gegangen werden.

Der Schwerpunkt lag auf der Tierhaltung: die Jungtiere bleiben in der Herde. Sie sind weitestgehend auf den Weiden, selbst im Winter können sie in einen Freilauf – wenn sie nicht lieber im wärmerem Stall ihre Jungtiere behüten. Denn die Komforttemperatur der Tiere liegt eher zwischen 12 und 16 Grad. Das Futter kommt von den Wiesen drumherum. Es gibt keine Tiertransporte – geschlachtet wird auf dem Hof – wie es früher mal war! Nun wieder neu…

Und noch mehr neue Ansätze, inspiriert von altem Wissen, konnten die Teilnehmenden im mystisch-schönem Nebel kennenlernen: so hat der Viehbetrieb auch eigene Obstbäume, zu derer ernte sich gerne eingebracht werden kann. Saft und Schnaps werden daraus gewonnen. Auch ein großer Bauerngarten schmückt das Gelände – für den täglichen Bedarf der Gemeinschaft.

Neben der Mutterkuhhaltung gibt es natürlich auch ein paar Schafe „eher dem Namen zu liebe“. Auch die Mehrzweck-Hühner, das heißt nicht nur für Eier oder Fleisch gezüchtet, sondern für beides, picken zwischen den Schneeflecken. Besonders und wie es früher mal war – sie gehören nicht zu der weltweit marktbeherrschenden Rasse eines Konzerns, sondern sind ein Versuch, gesündere und langlebigere Tiere zu halten. Wirtschaftlich relevant sind sie für den Betireb bisher nicht. Für die Einkommenssicherheit dient die Direktvermarktung des Fleischs, in Zukunft hoffentlich auch die Dienstleistung des Schlachtraums für umliegende Biobetriebe und die Pferdepension.

Zu regem Gespräch führten auch die veranschaulichten Einblicke in den Humusaufbau durch schonende Beweidungsformen, angelehnt an dem Weideverhalten wilder Tiere in den Savannen oder die Herausforderungen einen Hof in den Höhen des Schwarzwaldes neu zu übernehmen und zu erhalten. Wenn der Frost nicht an den Füßen gezwickt und die Kühe nicht nach Heu gerufen hätten, wäre die Gruppe sicherlich noch lange geblieben.

Der Schafhof empfängt aber auch immer gerne Besucher*innen, zum Beispiel im eigenem Hofladen. Kontakt und Hintergrund bekommen Sie auch über kommune-schafhof.de

Nächster Termin:

Den Stall lassen wir dieses Frühjahr erstmal hinter uns und besuchen als nächstes ein Weingut, bei dem die Jahresvorbereitungen im vollem Gange sind und der Keller gefüllt ist – mit ganz besonderen Weinen…

Kommen Sie zur Betriebsbesichtigung bei Weingut Kiefer und Weingut Schmidt in Eichstetten am Donnerstag den 02. März von 16:30 bis 18:30 Uhr und erleben Sie Weinbau – biologisch und konventionell unter einer Hand.

Martin Schmidt wird uns den Wandel im Weinbau vor Augen und Gaumen führen können. Setzen Sie sich vor Ort, anschaulich mit der Frage auseinander, was nachhaltiger Weinbau bedeuten kann und wie er schmeckt… Denn bereits seit 1987 erzeugt das Weingut Schmidt ausschließlich Bio-Weine. Das konventionell arbeitende Weingut Kiefer wird auch von Winzer*innen aus der Umgebung beliefert. Um weniger zu spritzen, braucht es Sortenvielfalt und Resistenz. Das sollen sogenannte PiWis ermöglichen – pilzwiderstandsfähige Sorten. Geht das einher mit gutem Wein? Können nur die Klassiker gut sein? Und worauf kommt es noch an, damit der Gaumen sich freut, der Schädel nicht brummt und die natürlichen Ökosysteme erhalten bleiben?

Die Betriebsbesichtigung ist Teil der Veranstaltungsreihe „Badisch Bullerbü? – Erleben Sie Landwirtschaft im Wandel“ 2023. Der Titel der Reihe will gleichzeitig provozieren und vermitteln. Denn Bullerbü ist nicht mehr, auch wenn wir uns dies wünschen und unsere südbadische Landschaft verführerisch schön und ertragreich wirkt. Die regionale Landwirtschaft und die gesamte Wertschöpfungskette dahinter stehen stark unter Druck. Die Reihe gibt Verbraucher*innen Gelegenheit, Einblick in die Arbeit und den Wandel der bäuerlichen Betriebe zu gewinnen und regionale Produkte kennen und schätzen zu lernen. Denn jede*r von uns kann mit dem eigenen Kaufverhalten und der eigenen Auseinandersetzung mit dem Thema entscheidend dazu beitragen, eine nachhaltige Landwirtschaft in der Region zu fördern und zu erhalten.

Leitung

Felix Krause, Ernährungsrat Freiburg & Region e.V.

Doris Banzhaf, Evangelische Erwachsenenbildung Emmendingen/Breisgau-Hochschwarzwald

Kosten und Ausstattung

Es wird keine Teilnahmegebühr erhoben. Eigene Anreise – gerne mit dem Nahverkehr – es sind 2 Gehminuten vom Bahnhof. Da wir uns viel draußen aufhalten, empfehlen wir wetterfeste, warme Kleidung und geeignetes Schuhwerk.

Anmeldung

Mit Ihrer Online-Anmeldung helfen Sie uns bei der Planung. Da es auch zu einer Verkostung kommt, ist die Teilnehmendenzahl auf 30 beschränkt. Außerdem können wir Sie bei Bedarf im Vorfeld erreichen. Garantieren können wir den Zugang nur für angemeldete Teilnehmer*innen, wir bitten dafür um Ihr Verständnis. Für die Anmeldung folgen Sie einfach diesem Link.

Anreise

Das Weingut befindet sich etwa 250 Meter Fußweg vom Bahnhof Eichstetten entfernt in der Bötzinger Straße 13. Die Züge erreichen und fahren in Eichstetten etwa halbstündlich.

Veranstalter

Evangelische Erwachsenenbildung Emmendingen-Breisgau-Hochschwarzwald in Kooperation mit dem Ernährungsrat Freiburg & Region e.V. und dem Kirchlichen Dienst Ländlicher Raum der badischen Landeskirche

Weitere Termine und Infos zur Reihe „Badisch Bullerbü? …“ finden Sie auch hier über den Ernährungsrat Freiburg und Region e.V.

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