Stammtisch – mal anders! Am 07. April lud fesa e.V. (Förderverein Energie- und Solaragentur Regio Freiburg) zu einem online Stammtisch zum Thema „Ernährung als kommunales Thema – Perspektiven aus der Forschung“ ein. Dazu gab unser Sprecher David Sipple den Teilnehmenden einen Einblick, wie Ernährung auf kommunaler Ebene gestaltet werden kann und berichtete aus seiner Arbeit als Projektleiter im Projekt KERNiG. Das transdisziplinäre Forschungsprojekt KERNiG wurde in den Städten Waldkirch im Breisgau und Leutkirch im Allgäu durchgeführt. Ziel war es, herauszuarbeiten, wie man in kleineren Städten durch die Gestaltung des Ernährungssystems eine kommunale Nachhaltigkeitstransformation anstoßen kann. Hier einen kleinen Rückblick zu dem spannenden Abend!

Fast 30% des ökologischen Fußabdrucks gehen auf den Ernährungsbereich zurück. Trotzdem ist Ernährung für viele Kommunen in Deutschland ein unbehandeltes Feld. Möglicher Grund hierfür könnte die weitverbreitete Ansicht sein, dass Kommunalpolitik nur über begrenzte Instrumente und Ansätze zur Gestaltung von Ernährungssystemen verfüge. Außerdem werde Ernährung häufig als ein privates – statt politisches – Thema angesehen. Somit konzentrieren sich Kommunen bisher verstärkt auf die Nachhaltigkeitstransformation in den Bereichen der Energie und der Mobilität. Und das, obwohl es eigentlich viele Synergieeffekte zwischen den Bereichen Energie, Mobilität und Ernährung gibt!

Doch das kann sich ändern! Eine nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung sollte das Ernährungssystem integrieren. Beispielhafte Schnittstellen zwischen dem Ernährungssystem und Stadtentwicklung sind Flächennutzung, Transport oder Gesundheit. Und nicht nur das: Ernährung kann auch ein wichtiger Treiber nachhaltiger Stadt- und Regionalentwicklung sein! Zum einen, um negative ökologische Auswirkungen zu reduzieren und zum anderen, um sozio-ökonomische Dimensionen zu verbessern.

Und wie kann man nun die Ernährungswende auf kommunaler Ebene angehen? Perspektiven aus der Forschung zeigen auf, dass hierfür politischer Wille vorhanden sein muss. Dies könnte beispielsweise Rückendeckung der Verwaltungsspitze und personelle Kapazitäten umfassen. Und sollten solche Gestaltungsspielräume vorhanden sein, wie fängt man dann an?

Ein erster Schritt kann eine systematische Bestandsaufnahme sein: Was sind ernährungsrelevante Verwaltungsbereiche? Wer sind ernährungsrelevante Akteur*innen? Und was sind ernährungsrelevante Aktivitäten? Genau hier versuchen wir als Ernährungsrat anzusetzen und lassen uns in unserer Arbeit auch von diesen Fragen leiten. In den nun vier Jahren seit der Gründung in 2018 ist schon eine bemerkenswerte Anzahl an Akteur*innen, Aktivitäten und Projekten im Ernährungsrat zusammen gekommen. Aktuell sind wir dabei, durch die Vernetzung von Akteur*innen gemeinsam eine Ernährungsstrategie für Freiburg und die Region auszuarbeiten. Und damit leisten wir unseren Beitrag, Ernährung auf kommunaler Ebene zu gestalten – zukunftsfähig, fair und regional!

Skizze des Ernährungssystems (Quelle: ETH Zürich; Illustration: Aurelie Zaugg)

Abschließend kamen wir ins Gespräch mit David und anderen Teilnehmenden des Stammtisches. Hierbei ging es beispielsweise um Möglichkeiten, regionale Spezialitäten nachhaltiger zu gestalten (denke: veganer Kaiserschmarrn!). Alles in allem, ein sehr schmackhafter Stammtisch, nur leider hat das Bier gefehlt – aber das kann ja beim nächsten Stammtisch folgen 🙂

Seid ihr auch schon gespannt, was das KERNiG Projektteam über die Gestaltung von kommunalen Ernährungssystemen herausgearbeitet hat? Weitere Infos zu einem Workshop des Projektteams am 11. Juli in Freiburg werden in den kommenden Wochen auf der Projekthomepage veröffentlicht. Dort findet ihr auch alle bisherigen Veröffentlichungen des Projekts und die Projektpublikation Kommunen gestalten Ernährung.

Und als letzten Schmankerl weisen wir auf eine Virtual Reality Anwendung aus Leutkirch hin. Eat Me Up! Die Genusswelt der Region virtuell entdecken ermöglicht euch, durch das Ernährungssystem Leutkirchs zu reisen! Diese Virtual Reality Anwendung kann problemlos über den Browser gestartet und entdeckt werden. Gute Reise!