Nachdem unser Projekt „Ernährungsstrategie für Freiburg & Region: Von konkreten Aktionsplänen über innovative Demo-Projekten zum sichtbaren Strukturwandel“ seit einem Jahr läuft, ist es Zeit für eine Zwischenbilanz.
Vom badenova Innovationsfonds Klima- und Wasserschutz wird das Projekt insgesamt für zwei Jahre gefördert.

Zum Einstieg hier vorab ein paar Informationen:

Zur Frage, was die Ernährungsstrategie ist und wofür wir sie brauchen hier dieser Artikel im Blog.

Zur Frage, was bisher geschehen ist, hier eine Übersicht:

Ausführlichere Informationen zu diesem Prozess findest Du hier.

Jetzt zum Inhaltlichen des Projektes Ernährungsstrategie, was in circa einem Jahr umgesetzt wurde:

3 Handlungsfelder – 7 Projekte

Aus den Handlungsfeldern

sowie der Öffentlichkeitsarbeit, haben wir 7 Projekte entwickelt und mit der Umsetzung begonnen, jeweils gemeinsam mit verschiedenen Kooperationspartnern.

1. Mehr regionale und bio-regionale Lebensmittel in den Mensen des Studierendenwerk Freiburg-Schwarzwald

Mindestens fünf Lebensmittel wurden schon oder werden schrittweise auf einen regionalen Bezug umgestellt. Dabei wird das Studierendenwerk von der Bio-Musterregion Freiburg beraten und nutzt auch die Online-Plattform nearbuy.

Ergänzt werden die Maßnahmen durch Öffentlichkeitsarbeit. Zum Beispiel wurde die jährliche „Regio-Woche“ in der Mensa Rempartstraße etabliert. In dieser Woche wird im Speiseplan und durch Aktions-Stände auf die Herkunft der Lebensmittel aufmerksam gemacht. Das Thema Regionalität hat bei den Studierenden sehr großen Anklang gefunden.

2. Regionale Produkte mit Emils Biomanufaktur

Mit Unterstützung des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV) arbeiten wir daran, dass Emils Biomanufaktur mehr Zutaten aus der Region in Ihren Produkten verarbeiten kann. Dabei geht es sowohl um vorhandene Produkte als auch um neue Produkte. Im Moment fokussieren wir uns auf die Zutaten Senf und Himbeeren. Dafür werden Informationsveranstaltungen organisiert, Verträge mit Landwirt*innen geschlossen und die Lieferketten aufgebaut. Denn es geht nicht nur um den Anbau der Lebensmittel, sondern um die Reinigung, Verarbeitung und Lagerung, bis sie weiter verarbeitet werden. Spannend, was es alles zu berücksichtigen gibt.

Wir freuen uns darauf, im Herbst das erste neue Produkt vorstellen zu können!

Dieses Projekt ist ein Test. Mit den Learnings möchten wir zukünftig andere weiterverarbeitende Betriebe in der Region unterstützen.

Langfristig ist unsere Vision, dass es noch viel mehr Infrastruktur in der Region gibt um Lebensmittel hier weiter zu verarbeiten.

3. KoWerk – Lernwerkstatt für nachhaltig-kooperative Wirtschaftsweise

Es braucht dringend Gestalter*innen für eine nachhaltige und zukunftsfähige Ernährungswirtschaft. Deshalb hat die Humboldt-Professur für Nachhaltige Ernährungswirtschaft an der Uni Freiburg einen 10-wöchigen Kurs entwickelt und wird diesen ab September 2024 erstmalig umsetzen. Ziel ist es zu lernen, wie ein bestehendes Unternehmen oder eine Unternehmensidee kooperativ oder gemeinschaftsgetragen aufgesetzt werden kann.

Detailierte Informationen zum KoWerk findest Du hier.

Dieser erste Kurs ist der Auftakt für eine ganze Serie von Kursen.

4. Flyer und Plakate zur Ernährungsbildung an Grundschulen

Was sind die 10 besten vorgefertigten Unterrichtseinheiten zur Ernährungsbildung an Grundschulen? Wir haben den Lehrplan mit den geprüften Angeboten im Materialkompass des Verbraucherzentrale Bundesverbands verglichen, die besten ausgewählt und auf einem Flyer zusammengefasst. Ergänzend gibt es hier noch ausführlichere Informationen.

Die Flyer und Plakate wurden im Frühjahr 2024 an alle Grundschulen in Freiburg verteilt. Damit wollen wir Lehrkräften den Zugang und die Unterrichtsvorbereitung zum Thema Ernährungsbildung vereinfachen. Einzelne Rückmeldungen sind sehr positiv, sodass wir die Idee gerne auf die Landkreise Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald ausweiten würden, wenn wir dafür die Ressourcen finden.

5. Projekt- und Rezeptmappe für die Schulkindbetreuung

Aktuell arbeiten wir noch an einer Mappe für die Schulkindbetreuung an Freiburger Grundschulen rund um das Thema Ernährungsbildung. Die Mappe beinhaltet die Beschreibung von externen Bildungsangeboten, Experimenten, Rezept- und Projektideen. All dies soll dazu dienen, die Vorbereitung von Angeboten rund um das Thema Ernährungsbildung zu vereinfachen und gleichzeitig den kollegialen Austausch zwischen den Betreuungen der einzelnen Grundschulen zu fördern.

Wir sind sehr gespannt, wie das Projekt angenommen wird und planen eine jährliche Aktualisierung der Mappe.

6. Bio-regionale Rezepte – preiswert, einfach, lecker, gesund

Bio-regionales Essen ist zu teuer? Wir beweisen das Gegenteil! Mit einer Sammlung von mittlerweile 15 Rezepten, die circa 2 Euro pro Portion kosten und noch dazu einfach zuzubereiten, lecker und gesund sind.

Die Rezeptesammlung nutzen wir für unsere Öffentlichkeitsarbeit, zum Beispiel bei Infoständen, und die kommen sehr gut an.

Auf der Rückseite der Rezeptkarten befindet sich ein QR-Code, jeweils mit einer regionalen Einkaufsquelle wie zum Beispiel die Wochenmärkte oder dem Hinweis auf unser nächstes Projekt:

7. Ein regionaler Einkaufsführer

Passend zu den Rezeptkarten geben wir eine Antwort auf die Frage, wo ich die Zutaten für die Gerichte aus der Region bekomme?

Der Regionale Einkaufsführer hat einen Fokus auf Hofläden und Wochenmärkten, Bäckereien und Metzgereien. Wir möchten die beeindruckende Vielfalt von frischen, hochwertigen regionalen Produkten sichtbar machen.

Zusätzlich enthält der Einkaufsführer auch eine Übersicht zu Abo-Kisten, Solidarischen Landwirtschaften, Food-Coops und Foodsharing Angeboten in der Region.

Für den Anfang sind wir mit der Online-Karte gestartet, aber wir haben viele Ideen zur Weiterentwicklung. Zum Beispiel eine Erweiterung um Getränke und Verkaufsautomaten oder auch eine gedruckte Version.
Da wir noch keine Förderung für das Projekt erhalten, entwickeln wir das Projekt nebenbei mit Hilfe von Praktikant*innen weiter.

Eine allgemeine Zwischenbilanz?

Die beschriebenen Projekte, zusammen mit vielen kleinen Projekten, auf die wir hier nicht eingehen, sind wichtige Beiträge für die Ziele des Ernährungsrates und unseres Netzwerkes. Gleichzeitig sind wir uns bewusst, dass unsere Ressourcen (beim Ernährungsrat) begrenzt sind und wir nicht alle Ideen umsetzen können.

Auch außerhalb der uns zur Verfügung stehenden Ressourcen stoßen wir an Grenzen: Strukturwandel im Sinne einer regionalen Ernährungsstrategie braucht einen sehr langen Atem, denn wir stoßen schnell an die Grenzen des kurzfristig Machbaren. Das sind auch die Grenzen unseres Wirtschaftssystems, Bildungssystems und der Kommunalpolitik mit Verwaltung.

Vielleicht lässt sich deshalb sagen: Wir loten immer wieder die Grenzen des Machbaren aus.

Und: Machbar ist sehr viel! Die Städte und Landkreise können mit guten Beispielen voran gehen, und Ihre Gestaltungsspielräume vollständig ausnutzen. Eine eindrucksvolle Übersicht der Möglichkeiten findest Du in dieser Broschüre.

Die Broschüre zeigt auch, dass es individuelle Lösungen braucht. Denn jede Region hat ihre strukturellen Stärken und Schwächen.

Eine Stärke unserer Region ist die große Vielfalt, mit einer vergleichsweise klein strukturierten Landwirtschaft. Permakulturell betrachtet ist das eine große Stärke und hat viele Vorteile. Finanziell betrachtet bedeutet das allerdings, dass nicht alle Lebensmittel in der Region ökonomisch sinnvoll angebaut werden können.

Deshalb macht es für eine regionale Ernährungsstrategie Sinn, sich auf das Wesentliche zu fokussieren: frisches Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte sowie Milchprodukte und Eier aus der Region.

Und: Ernährungsbildung im Sinne eines lebenslangen Lernens.

Dafür setzen wir uns ein!

Bei Interesse an näheren Informationen nimm gerne mit uns Kontakt auf: markus.fugmann@ernaehrungsrat-freiburg.de