4. Kantinengespräch 2024: Praktische Ansätze zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen

Im 4. Kantinengespräch 2024 trafen sich knapp 20 Experten aus der Außer-Haus-Verpflegung, um über praxisorientierte Lösungen für die Reduzierung von Lebensmittelabfällen in Betrieben wie Kitas, Schulcaterings, Betriebskantinen und der Gastronomie zu diskutieren. Dabei wurden nicht nur die aktuellen Herausforderungen beleuchtet, sondern auch Erfahrungen aus dem eigenen Betrieb geteilt. Dank der Vorträge und der engagierten Diskussion aller Teilnehmenden, haben sich einige Betriebe vorgenommen, konkrete Maßnahmen auszuprobieren und konnten neue Kooperationspartner finden.

Passend zum Thema sorgte Albert Wöhrle für das leibliche Wohl. Zusammen mit Ehrenamtlichen von Foodsharing kredenzte er drei Kreationen aus vor der Abfalltonne “geretteten” Lebensmitteln.

Ursachen und Lösungen: Ein Blick in die Praxis

Die Gründe für Lebensmittelabfälle variieren je nach Art der Einrichtung, Verpflegungsform und Zielgruppe. Entsprechend unterschiedlich gestalten sich die Ansätze zur Abfallvermeidung.

Kita- und Schulcatering

Im Kita- und Schulcatering können Einkauf und Verarbeitung gut geplant werden. Hier entsteht der Abfall v.a. durch nicht abbestellte bzw. nicht abgeholte Bestellungen und Tellerreste. Gerade bei Menü-Vorgaben durch die Auftraggeber, wie etwa Hülsenfrüchte für Kindergartenkinder, ist eine enge Begleitung der Kinder während der Essensausgabe unerlässlich, um die Menge an Rückläufern zu minimieren.

  • Ein Positivbeispiel aus einem Waldkindergarten zeigt, dass Kinder auch ungewohntes Gemüse essen, wenn sie dafür durch Bezugspersonen begeistert werden.
  • Aber auch im Catering-Betrieb können anhand von Erfahrungswerten Tellerrückläufer vermieden werden, wie das Beispiel der “Indianer-Pfannkuchen” zeigt: Die Kinder haben die darin enthaltenen Maiskörner herausgepult und liegen lassen – nachdem das Rezept angepasst wurde, indem der Mais püriert und mit dem Teig vermengt wurde gab es keine Reste oder Beschwerden mehr.
  • Ein weiterer Lösungsvorschlag ist, basierend auf kontinuierlichem Feedback Liefermengen der einzelnen Komponenten an die einzelnen Kitas & Schulen anzupassen. Nicht abgerufenes Essen kann außerdem vakuumiert und später verwendet werden.

 

Das Amt für Schule und Bildung hat in Kooperation mit einzelnen Caterern angefangen, Abfallreste zu messen und die Weitergabe von Ausgaberesten formalisiert. Mit einem entsprechenden Haftungsausschluss ist nun die Weitergabe nicht angerührter Speisen an andere Kinder und Mitarbeitende möglich.

Kantinen, Mensen und Gastronomie

Kantinen, Mensen und Restaurants müssen sich auf eine hohe Fluktuation an Tagesgästen einstellen. Die Kundschaft kommt spontan und je nach Wetterlage, was es schwierig macht, die Nachfrage richtig einzuschätzen.

  • Hier hilft vor allem die Produktion in Chargen und Erfahrungswerte mit wiederkehrenden Essenswünschen.
  • Gleichzeitig können diese Betriebe auch kurzfristige Menu-Änderungen vornehmen, um bspw. Zutaten aus Über- und Fehlproduktionen – sog. B-Ware – von regionalen Produzenten abzunehmen und zu verarbeiten.
  • Eine weitere Möglichkeit zur Abfallvermeidung sind die Portionsgrößen. Je nach Einrichtung und Zusammensetzung des Klientels (z.B. Studenten oder Pensionäre) lohnt es sich, verschiedene Portionsgrößen, Nachschlag oder sogar Einzelkomponenten statt Menüs anzubieten.
  • Im Restaurantbetrieb haben sich Überraschungs- oder Mischteller aus “übrig gebliebenen” Zutaten bewährt und das Interesse der Kundschaft geweckt. Außerdem bleiben erfahrungsgemäß weniger Essensreste bei Tellergerichten als bei einem Buffet-Angebot übrig.

Zusammenarbeit mit Foodsharing

Ein weiterer Ansatz ist die Zusammenarbeit mit Foodsharing-Initiativen zur Weitergabe von Zutaten oder gekochtem Essen. Dank zahlreicher ehrenamtlicher Helfer verteilt das Netzwerk Lebensmittel in privaten Kreisen oder öffentlich zugänglichen Schränken. Die Betriebe haben damit wenig Aufwand: Foodsharing garantiert einen Haftungsausschluss für Lebensmittelspender und kommt pünktlich und mit eigenem Equipment zu vereinbarten Abholzeiten. Die Kooperation mit Foodsharing-Ehrenamtlichen wurde als unkompliziert und effektiv beschrieben. Auch wenn diese Lösung so gut funktioniert waren sich alle einig: Lebensmittelabfall sollte so weit wie möglich vermieden werden, bevor er entsteht!

Sensibilisierung und Bildungsarbeit: Der Schlüssel zur Veränderung

Daher wurde das zentrale Thema Sensibilisierung und Bildungsarbeit von allen betont: Gästen und insbesondere Kindern sollte ein besseres Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln vermittelt werden. Sei es durch die pädagogische Begleitung während und nach der Essensausgabe oder die Ansprache der Gäste auf Portionsgrößen und Nachschlagmöglichkeiten. Foodsharing hat auch in den Betrieben einen Sensibilisierungs-Effekt: denn wenn Mitarbeitende die Lebensmittelreste zur Abholung bereitstellen, statt sie in die Tonne zu werfen, werden sie sich den Mengen bewusst. Dadurch haben einige Betriebe angefangen, etwas dagegen zu tun. Zur Freude von Foodsharing wird dort nun weniger abgeholt!

Fazit – alle können etwas tun

Die Veranstaltung hat gezeigt, dass die Vermeidung von Lebensmittelabfällen in der Außer-Haus-Verpflegung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die sowohl von den Betreibern als auch von den Gästen unterstützt werden muss. Während in Kitas und Schulen vor allem die pädagogische Begleitung der Kinder im Vordergrund steht, müssen in Betriebskantinen und Gastronomiebetrieben flexible Lösungen zur Portionsgrößenplanung und zur Weitergabe von überschüssigem Essen gefunden werden. Die Zusammenarbeit mit Foodsharing-Initiativen und die Sensibilisierung der Mitarbeiter sind entscheidende Bausteine, um den Abfall zu reduzieren und die Ressourcennutzung zu optimieren. Daher möchten wir alle Akteure ermutigen die kleinen und großen Lösungen im eigenen Handlungsbereich zu erkunden.

Das Kantinengespräch fand am Montag, 18.11.2024, 15:00-18:00 im Rathaus im Stühlinger statt.

Programm

15:00 Uhr: Begrüßung und Vorstellungsrunde (Betrieb, Essenszahlen, Motivation fürs Thema, Fragestellung)
15:30 Uhr: Präsentation Foodsharing Freiburg (Oliver Weiß & Jan Kircher)
15:50 Uhr: Diskussion der Erfahrungen im eigenen Betrieb
16:15 Uhr: Das Amt für Schule und Bildung (Kerstin Siebenmorgen) präsentiert Ergebnisse der Abfallmessung sowie erste Maßnahmen in den Betrieben der städtischen Kita- und Schulcaterer
16:40 Uhr: Möglichkeiten der Abfallreduktion im Catering (Albert Wöhrle) und Restaurant (Sarah Engelmann)
16:55 Uhr: Erfahrungsaustausch in Kleingruppen:

  • Was kann ich selbst beeinflussen und welchen Lösungsansatz nehme ich heute mit?
  • Was werde ich in den nächsten Wochen ausprobieren oder vertiefen?
  • Welche Unterstützung ist hilfreich und von wem

 

17:15 Uhr: Präsentation der Diskussionsergebnisse durch die Kleingruppen
17:40 Uhr: Bellini Catering (Frank Kaiser) berichtet über die Erfahrung aus der Kooperation mit Foodsharing und weiteren Maßnahmen im Betrieb
18:00 Uhr: Ausklang und Mitnahme übriger Lebensmittel

Moderation: Robert Gundlach, Umweltschutzamt Freiburg

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