Am 8. März lud der Ernährungsrat Freiburg & Region zur Online-Veranstaltung über die Ernährungsstrategie Baden-Württemberg ein. Frau Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch, Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MlR), referierte zur Ernährungsstrategie des Landes. Der Ernährungsrat stellte seinen Ansatz einer lokal-regionalen Strategie vor. Insgesamt nahmen 32 Personen teil – darunter Freiburger Gemeinderät:innen, Bürgermeister:innen aus Umlandgemeinden, Landtagsabgeordnete und -kandidat:innen verschiedener Parteien, Vertretungen aus der Verwaltung Breisach und Freiburg sowie Engagierte des Ernährungsrates.
Frau Staatssekretärin Gurr-Hirsch veranschaulichte mit zahlreichen Beispielen die neun Leitsätze der Baden-Württembergischen Ernährungsstrategie, welche als Kooperationsprojekt mehrerer Ministerien erarbeitet wurde, und wies auf verschiedene Programme des Landes hin, die auf den Weg gebracht wurden. Sie betonte, dass die öffentliche Verwaltung als gutes Beispiel für die Verarbeitung von regionalen, fair gehandelten und ökologischen Produkten vorangehen müsse.
Sie lobte den Ernährungsrat für seine Arbeit und wünschte Erfolg für die Umsetzung des House of Food gepaart mit einem Netzwerk von LebensMittelPunkten durch eine erhoffte Bewilligung des RegioWIN 2030 Antrags.
In der Diskussion zeigten die Teilnehmenden großes Interesse und Detailwissen zur Agrarwende und tauschten sich über weitere notwendige Maßnahmen und Schritte aus. Die Agrar- und Ernährungswende müsse mutig angegangen werden, dies betreffe insbesondere eine tiergerechte Haltung sowie die breite Reduktion des Fleischkonsums, um die Treibhausgasemissionen und den Artenverlust zu reduzieren, so Stimmen aus der Freiburger Verwaltung und aus dem Chat.
Wolfgang Hees, Sprecher des Ernährungsrates, erläuterte dabei, dass eine lokal-regionale Ernährungsstrategie über den Konsum oder Vermeidung von Nahrungsmittel hinaus geht, und Produktion, Verarbeitung und Handel integrieren müsse, um systemische, zukunftsfähige Lösungen zu bringen. Der Ernährungsrat Freiburg & Region möchte auf der Baden-Württembergischen Strategie aufbauen, und sie unter Einbezug aller relevanten Akteure auf den regionalen Kontext anpassen und erweitern. Hierfür wird eine lokal-regionale Ernährungsstrategie als Pilotprojektes des Landes angestrebt, die sich auf die landwirtschaftlich vielfältige Raumschaft der Biomusterregion Freiburg bezieht.
Die Teilnehmenden bekundeten zahlreich die Bereitschaft der Unterstützung für die strategische Zusammenarbeit für die notwendige Ernährungswende. „Wir sind sofort dabei“, schrieb Bürgermeister Thomas Gedemer aus Herbolzheim im Online-Chat. Der Wunsch, weiterhin im Austausch hier zu bleiben wurde vielfach bestärkt.
Das Voranbringen einer lokalen strategischen Zusammenarbeit hängt stark von den verfügbaren Mitteln ab, die die Arbeit des Ernährungsrats für die Ernährungsstrategie ermöglichen. In wenigen Wochen wird hierzu vom Freiburger Gemeinderat über den Haushalt entschieden.
Roxana Zimmermann, Engagierte im Ernährungsrat, stellte die positiven Umsetzungsbeispiele der Ernährungsstrategien Köln und Berlin vor, wobei der Kölner Ernährungsrat mit 165.000 pro Jahr gefördert wird. Die Berliner Strategie wurde maßgeblich vom Senat für Verbraucherschutz und Antidiskriminierung vorangebracht. Diese politische Unterstützung fordert auch der Ernährungsrat von den politischen Akteuren der Region.
Ziel der Veranstaltung war es, politische Entscheidungsträger:innen zur strategischen Zusammenarbeit im Bereich Ernährung und Landwirtschaft zu gewinnen. Hierzu gingen wir in den Dialog mit verschiedenen politischen Akteursgruppen aus der Region Freiburg, um ihre Perspektiven mit aufzunehmen. Wie die Badische Zeitung am 10.3. berichtete wurde die AfD nicht zur Veranstaltung zugelassen. Der Ernährungsrat wollte im Rahmen dieser Veranstaltung keine Bühne bieten für Gruppierungen mit Werten, die der eigenen Satzung (siehe Präambel) grundsätzlich widersprechen. Der Ernährungsrat Freiburg & Region steht für Klimaschutz und Zugang zu gesunder Ernährung und die Förderung einer nachhaltige Landwirtschaft zugunsten aller Menschen auf der Welt. Dafür ist eine lokal-regionale Ernährungsstrategie ein zentrales Instrument.
Moderiert wurde die Veranstaltung durch Johannes Ell-Schnurr, gefördert von der Allianz für Beteiligung im Programm „Gut Beraten“.
Weiterführende Informationen, die im Chat während der Veranstaltung gepostet wurden:
- Ernährungsreport „Deutschland, wie es isst“: https://www.bme l.de/DE/themen/ernaehrung/ernaehrungsreport2020.html
- Checkliste: vom Umweltschutzamt der Stadt Freiburg zum nachhaltigen Catering:
- https://nachhaltigere-ernaehrung-gutachten.de/
- Berliner Ernährungsstrategie: https://www.berlin.de/sen/verbraucherschutz/aufgaben/berliner-ernaehrungsstrategie/aktionsplan/artikel.873800.php
- Bericht der AG Regionale Landwirtschaft Südbaden: http://gerhard-zickenheiner.gruenes-internet.de/wp-content/uploads/sites/90/2020/10/20201007-Bericht-Regionale-Landwirtschaft-Suedbaden.pdf
Die Präsentation vom Ernährungsrat Freiburg & Region ist hier einsehbar